Nach über zwei Jahren schafften wir es, in einer Fünfergruppe am Pfingstsonntag nach Kenia zu fahren. Wir, das sind Landesbäuerin Anneliese Göller, ihre Stellvertreterin Christine Singer, Bezirksbäuerin von Schwaben Christiane Ade und das Projektteam, Nathalie Bruno und Angelika Eberl. Eine knappe Woche mit vollem Programm – mehr ließen die Terminkalender der Landfrauen nicht zu. Im Minibus ging es von Nairobi 138 km nordöstlich nach Embu, der gleichnamigen Hauptstadt des County EMBU.
Embu County hat weite ebene Flächen, auf denen Reis angebaut wird.
V. l. Nathalie Bruno, Christine Singer, Anneliese Göller, unser Fahrer Paul, Christiane Ade und Angelika Eberl.
Erstes Treffen mit Vertreterinnen aus den vier neuen Counties: Meru, Embu, Tharaka-Nithi und Muranga.
Wir waren schon sehr gespannt. Am 6. Juni trafen wir 80 Landfrauen, die in den vier neuen Counties an den ersten Kursen über Leadership & Governance teilgenommen hatten. Die Teilnehmerinnen sprachen begeistert vom Seminar und ihrer Trainerin, Daphne Muchai, der Gründerin und Geschäftsführerin der WoFaAK. Sie hätten richtig viel gelernt, z. B.
Das erste Seminar hat sich gelohnt. Nach den Kursen sind bereits 41 Selbsthilfe-Gruppen und sechs Champions der WoFaAK beigetreten sind, berichtete Daphne Muchai mit berechtigtem Stolz.
Ein Beruf - zwei Welten - bayerische und kenianische Landfrauen in Embu
Uns war es wichtig bei diesem Treffen a) die Arbeit der bayerischen Landfrauen und b) die BBV-LIZ als die Organisation, die all diese Trainings im Auftrag der GIZ bzw. durch die Finanzierung des BMZ durchführt, vorzustellen.
Wir präsentierten die Arbeit der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband mit ihrem breiten Portfolio, ihren Erfolgen und Herausforderungen. „Unsere Aufgabenfelder und Aktionen stießen auf großes Interesse, z.B. wie wichtig es sei, dass sich Frauen in der Politik engagieren“, berichtet Anneliese Göller. Der Austausch war sehr gut – die Frauen hatten viele Fragen zu unseren Aktivitäten. „Wir geben nur Inputs, diskutieren und reden miteinander. Auf keinen Fall wollen wir ihnen etwas überstülpen“ betont Christiane Ade.
Einige geschäftstüchtige Frauen hatten ihre selbst hergestellten Produkte zum Verkauf dabei. Zitronengrastee, Hibiskustee, Marmelade aus Guava, Mango oder Ananas, Honig und verschiedene Mehlmischungen.
Nationaler Landfrauentag der WoFaAK am 8. und 9. Juni 2022 in Embu
Daphne und ihr Team wollten für das erste nationale WoFaAK Treffen sowohl Austausch als auch Wissensvermittlung anbieten. Das ist ihnen sehr gut gelungen. Eingeladen waren 50 Ehrenamtsträgerinnen der WoFaAK aus allen aktiven Counties.
Für den ersten Tag organisierte der nationale WoFaAK Vorstand einen Feldtag bei KALRO (Kenyan Agricultural Livestock Research Organization) in Embu. Man kann das mit unserer bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft vergleichen. Wir wurden sehr herzlich empfangen von Dr. Alfred Micheni, dem Direktor von KALRO in Embu. Das Versuchsgelände inkl. Milchviehfarm umfasst 70 ha.
Dritter von Links: Dr. Alfred Micheni, Direktor von KALRO in Embu.
Die Veranstaltung fand enormen Anklang. Fachliche Informationen durch die Mitarbeiter von KALRO und weitere geladene Unternehmen bzw. Organisationen (u.a. Universität von Embu über die Gewinnung von ätherischem Öl aus Zitronengras) schafften viel Gesprächsstoff und Austausch. Neue Kontakte wurden geknüpft, gezüchtetes Pflanzmaterial, wie veredelte Setzlinge erworben und erste Vereinbarungen über zukünftige Zusammenarbeit geschlossen.
Mitarbeiter der Universität Embu demonstrieren die Destillation von ätherischem Öl aus Zitronengras.
Caren Odhiambo, die Vorsitzende der WoFaAK in Siaya, hat sofort reagiert und die Mitarbeiter der Universität von Embu gefragt: Wieviel Zitronengras braucht ihr? Ich kann euch das verkaufen. “Sie wollen mit aller Kraft nach vorne. Das hat mich beeindruckt,“ freute sich Christine Singer.
Neue Süßkartoffel Sorten werden vorgestellt oder ein Kocher der mit Ethanol betrieben wird.
Mitarbeiter von KALRO erklären die Versuchsanordnung einer wassersparenden Pfeilwurzkultur.
Die kohlenhydratreiche Wurzel wird als Lebensmittel verwendet.
Die meisten Teilnehmerinnen aus Westkenia waren zum ersten Mal in Embu und beeindruckt von diesem fortschrittlichen County. Die neuen Kontakte unter den Frauen aus den verschiedenen Regionen werden sicherlich Früchte tragen.
Am zweiten Tag trafen wir uns mit den 50 Delegierten zum "verbandlichen" Austausch. Nachdem viele „neue“ Frauen anwesend waren, stellten wir nochmal unser Portfolio vor.
Im Jahr 2018 fanden die ersten Treffen mit den kenianischen Landfrauen statt mit Frau Göller, Frau Singer und Frau Ade in Westkenia. Seit damals ist bei den kenianischen Bäuerinnen einiges vorangegangen. „Das ist wirklich sehr beeindruckend“, sagte Christiane Ade. Zu Beginn ging es vor allem darum, das Selbstbewusstsein, der Frauen zu stärken, „denn sie sind es ja eigentlich, die das Einkommen der Familien sichern," ergänzte Christine Singer.
Esther Wanyoni aus Bungoma erzählte, dass sie früher vor lauter Schüchternheit nicht viel zu sagen wagte, nicht einmal ihren Namen laut sagen konnte. Anfangs habe sie richtig gezittert in den Schulungen – doch jetzt nach dem Training stehe sie da und sage den politischen Vertretern, was ihre Gruppe brauche. Seit wenigen Monaten hat sie aufgrund unserer Schulungen eine Anstellung bei ihrer Gemeinde erhalten.
„Bildung bewegt – man kann es nicht oft genug betonen,“ ergänzte die Landesbäuerin Anneliese Göller. Die Frauen fühlen sich besser vertreten. Sie sitzen in Gremien der County Regierung und kommen so frühzeitig an wichtige Informationen. Zusätzlich nehmen die Landfrauen ihr Leben in die Hand, produzieren und vermarkten gemeinsam, z.B. Süßkartoffeln und können das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen.
Abschlussfoto aller Landfrauen in Embu
Zurück in Nairobi stellten wir uns und unser Projekt Armin Klöckner, dem neuen Programmdirektor für den Bereich „Landwirtschaft“ in der GIZ vor. Herr Klöckner gab uns einen aufschlussreichen Einblick über die Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Schließlich landeten wir bei der deutschen Agrarpolitik und wo man dort ansetzen sollte.
Zum ersten Mal besuchten wir das Büro der WoFaAK. Es liegt gegenüber dem großen Armenviertel Kibera. Eine gemeinnützige Organisation, die sich um die Bewohner von Kibera, kümmert, hat der WoFaAK einen Raum zur Verfügung gestellt.
Über unser Projekt wurden für das Landesbüro der WoFaAK Sachmittel erworben: drei Schreibtische inkl. Bürostühle, ein Aktenschrank, ein Regal, zwei Besucherstühle, drei Notebooks und eine Kamera. Diese übergab Landesbäuerin Anneliese Göller offiziell an die WoFaAK.
Landesbäuerin Anneliese Göller unterschreibt das Übergabeprotokoll dahinter steht Daphne Muchai.
Resümee unserer Delegation:
EIN Beruf - ZWEI Welten - und die GLEICHE Motivation.
Wir bleiben dran.