Christine Reitelshöfer, zweite stellvertretende Landesbäuerin und Bezirksbäuerin von Mittelfranken und Angelika Eberl, Projektleiterin der BBV-LIZ begleiten viele WoFaAK Aktivitäten zwischen 8. bis 18. März.
Unsere Reise zum Projekt der bayerischen Landfrauen in Kenia begann auf dem Hinflug am 8. März 2022 mit einem guten Vorzeichen. Anlässlich des Weltfrauentag startete der Langstreckenflug der Lufthansa mit einer reinen Frauencrew nach Nairobi. Wir hatten einen sehr angenehmen Flug und eine sichere Landung.
Von links. Christine Reitelshöfer, die beiden Pilotinnen und Angelika Eberl.
Die zwei wichtigsten Punkte auf unserer Agenda:
Unser Reiseteam in Westkenia:
v. links: Dr. Marystella Wabwoba, freie Mitarbeiterin BBV-LIZ, Christine Reitelshöfer, Irene Sikuku, freie Mitarbeiterin BBV-LIZ, Leah Wanja, zweite Geschäftsführerin der WoFaAK Nairobi und Angelika Eberl.
1. Die Landfrauentage in Westkenia
Frühmorgens am 9. März flogen wir nach Kisumu weiter – und fuhren von dort schnurstracks zum Agricultural Trainings Center nach Bukura im Kakamega County. Dort sollte der Landfrauentag der WoFaAK Kakamega stattfinden.
Mit angemieteten Schulbussen kamen die Mitglieder angereist und versammelten sich auf dem Marktplatz von Bukura zum gemeinsamen Marsch zur Festwiese. Unter aufgebauten offenen Zelte konnten die etwa 300 Gäste bequem im Freien und im Schatten sitzen. So war auch das Protokoll wegen Corona eingehalten.
Wir hatten 31°C und die Sonne schien erbarmungslos senkrecht auf uns herab.
Florence Omutimba, WoFaAK-Repräsentantin der Region „Western Kenia“ gab Interviews an die eingeladenen Vertreter von Presse, Radio und lokalem Fernsehsender.
Im Anschluss wurde das Lobbydokument offiziell an den Landwirtschaftsdirektor von Kakamega übergeben. Darin fordern die WoFaAK-Frauen die Verbesserung des derzeit unzureichenden Beratungsdienstes des Landwirtschaftsamtes. Die Landfrauen stehen bereit, um die Ernährung in ihrem Land zu sichern – allerdings brauchen sie Anleitung und Unterstützung etwa zur Umsetzung einer klimaverträglichen Landwirtschaft. Aber: Es gäbe viel zu wenig Berater, bei vielen sei außerdem der Wissenstand veraltet und es fehle an Ausstattung, z. B. Transport. Derzeit sei ein Berater zuständig für 1380 Farmen. Der übliche Schlüssel liege bei 500 Farmen/Berater.
Auch in Siaya und Bungoma hatten die WoFaAK Frauen dieses Thema ausgewählt. Die Ausgangssituation ist in allen drei Counties sehr ähnlich.
Mit einem gemeinsamen Mittagessen am Nachmittag endete die Veranstaltung. Dabei lernten wir Brenda, Ehefrau eines Bischofs kennen aus dem Nachbarlandkreis Trans Nzoia kennen. Sie ist ehrenamtlich sehr aktiv, betreut über 70 Selbsthilfegruppen und ist begeistert von der WoFaAK und ihrer Arbeit. Eine Woche später hat sie bereits Kontakt mit Daphne Muchai, der Geschäftsführerin der WoFaAK in Nairobi aufgenommen um mit ihr die Aufnahme ihrer Selbsthilfegruppen in die WoFaAK zu besprechen.
Von links: Phassy, die Kassiererin der WoFaAK, Brenda aus TransNozia, Angelika Eberl, Florence Omutimba, Christine Reitelshöfer
Am 10. März fanden wir uns ein zum Landfrauentag in Siaya. Das Besondere in Siaya war, dass jede der 27 Mitgliedsgruppen ihre selbst hergestellten Erzeugnisse und Produkte mitgebracht hatte. Besonders fielen uns die vielen jungen Frauen auf, die am Landfrauentag teilnahmen. Die WoFaAK schafft es, alle Generationen anzusprechen.
Unter schattenspendenden Bäumen zeigten sie ihre Produktpalette. Welch ein farbenfroher Anblick – Hühner, Kaninchen, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, selbstgemachte Erdnussbutter, Energiedrinks aus Rote Beete, Ingwer und Rohrzucker, selbstgeflochtene Matten und Taschen. Hier trifft das Motto der WoFaAK vollends zu: Wir sind die Landfrauen – wir ernähren die Welt.
Nach der Begrüßung durch Carren Odhiambo, der Vorsitzenden der WoFaAK Siaya gab es einen kurzen Sketch über die Verantwortung des ganzen Dorfes für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen.
Schön fanden wir, dass Vorsitzende der Selbsthilfegruppen über ihre Arbeit berichteten, was sie gemeinsam auf die Beine gestellt haben und wie die WoFaAK sie dabei unterstützt hat. Hier ein paar Zitate:
„Erzieht Eure Kinder gleich, egal ob Junge oder Mädchen!
Frauen verlasst euch nicht auf den Mann, sonst habt ihr kein Essen!
In einem erfolgreichen Haus ist immer die Frau der Manager.“
Von links Christine Reitelshöfer, Leah Wanja, stellvertretende Geschäftsführerin der WoFaAK Nairobi und Carren Odhiambo.
Tags darauf erschienen wir in Kabula zum Landfrauentag der WoFaAK Bungoma.
Hier hatten wir die einmalige Gelegenheit auf einem roten Teppich empfangen zu werden und von dort auch unser Grußwort an die zahlreichen Landfrauen zu richten.
Die Vorstandschaft hatte viele Ehrengäste eingeladen, die zwar alle kamen, aber zum Teil wegen der bevorstehenden Wahlen wieder zur nächsten Veranstaltung ziehen mussten. Immerhin hatte der Landwirtschaftsdirektor eine gute Nachricht für die Frauen dabei: Dieses Jahr werden 30 und nächstes Jahr 100 neue Berater mit Universitätsabschluss eingestellt. Alle würden mit Laptop, Motorrad und genügend Treibstoff ausgestattet werden. Wenn das nicht ein Wort ist.
Resümee der drei Tage:
2. Antrittsbesuche in den vier neuen Counties
Angesichts des Erfolgs in der westlichen Region erhielt die BBV-LIZ die Genehmigung, das Projektgebiet auszuweiten um den Aufbau der WoFaAK in vier weiteren Counties, Murang'a, Embu, Meru und Tharaka-Nithi, in Zentral- und Ostkenia zu unterstützen.
Um mit der Akquise von interessierten Frauengruppen beginnen zu können, mussten wir zuerst (WoFaAK und BBV-LIZ) Höflichkeitsbesuche bei den Bezirksregierungen der vier Counties durchführen, um uns und unsere Anliegen vorzustellen und die Zustimmung zur Zusammenarbeit mit den Bezirksregierungen über das jeweilige Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei und Genossenschaften einzuholen.
Wir, das war ein tolles Frauenteam bestehend aus
Lynette Gakii, Programm officer , Daphne Muchai, Geschäftsführerin , Angelika Eberl, Christine Reitelshöfer und Leah Wanja, Programm officer.
In Embu County traf das Team zusammen mit der Embu County Champion, Frau Winifred Murithi, (2. von rechts) den Embu County Executive Committee Member for Agriculture, Livestock and Cooperatives, Herrn Suleiman Kariuki und den County Officer Agriculture and Cooperative. Das Team wurde herzlich willkommen geheißen und Herr Kariuki versprach, die Aktivitäten von WoFaAK im County zu unterstützen.
Am 16. März 2022 traf sich das Team in Begleitung der Meru Champion, Frau Florence Kinoti (ganz links) mit dem County Executive Committee Member for Agriculture, Livestock and Cooperatives, Frau Caroline Mutiga. Das Team wurde sehr herzlich empfangen. Frau Daphne stellte WoFaAK und seine Aktivitäten sowie das neue Projekt dem CEC vor. Angelika Eberl gab einen Überblick über die bisherige Arbeit und Erfolge in Westkenia und die geplanten Aktivitäten in den neuen Counties.
Frau Mutiga empfahl der WoFaAK, baldmöglichst ihre Aktivitäten dem sektorübergreifenden County Agricultural Sector Steering Committee (CASSCOM) vorzustellen. Damit stellt die County-Regierung sicher, dass es keine Überschneidungen oder Doppelfinanzierungen von Projekten und Programmen auf Bezirksebene kommt und die landwirtschaftliche Produktivität im gesamten County gesteigert wird. Frau Mutinga versprach, die WoFaAK zu unterstützen, und erklärte sich bereit, in der Region eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Am 15. und 16. März 2022 traf sich der Landesvorstand der WoFaAK nach zwei Jahren erstmals wieder zu einer Vorstandssitzung in Präsenz in Meru. Wir waren am ersten Tag mit dabei.
Angelika Eberl gab einen Überblick über die erste Phase der BBV-LIZ-Aktivitäten in Westkenia und die Ausweitung der Aktivitäten in Zentral- und Ostkenia während der zweiten Phase. Sie betonte die Notwendigkeit einer gemeinsamen Stimme, Transparenz, Professionalität und Lobbyarbeit für das Wachstum von WoFaAK und der Landfrauen. Sie informierte den Vorstand über die Pläne der BBV-LIZ, die Kapazitäten von WoFaAK durch Schulungen, die Anschaffung einer Mitgliederdatenbank-Software und die Anschaffung einer Grund-Büroausstattung auszubauen.
Christine Reitelshöfer verglich die WoFaAK mit einem Baum. Sie forderte die Mitglieder auf, für einen ständigen Informationsaustausch zwischen den Blättern und den Wurzeln zu sorgen, um Wachstum und Stärke zu gewährleisten. Sie betonte auch die Notwendigkeit einer starken Stimme, der Bildung für alle Frauen, der Lobbyarbeit und der Gewährleistung eines stetigen Wandels trotz der Herausforderungen. Sie wies auch auf die Notwendigkeit der Unabhängigkeit auf allen Ebenen, der Transparenz und der Vernetzung hin, die ebenfalls entscheidend für das Wachstum und den Erfolg des BBV waren.
… und am letzten Tag kurz vor dem Abflug hatten wir noch einen wichtigen Termin beim kenianischen Bauernverband, der KENAFF.
Hier ging es vor allem darum, sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Entwicklungen zu bringen. Wir vereinbarten, weiterhin unsere jeweiligen Synergien zu nutzen und sie in einem kohärenten Rahmen zum Nutzen der kenianischen Bäuerinnen zu bündeln.
Von links: Angelika Eberl, Daphne Muchai, Christine Reitelshöfer, Dr. Mwenda Mailutha, Geschäftsführer der KENAFF, Susan Rotich, Docas Gibran und Jennifer Murogosho, Vertreterinnen des Women Summits der KENAFF.
Fazit: Es war eine erfolgreiche Reise.
Wir haben uns sehr gefreut, alle „unsere“ Frauen gesund wieder zu treffen.
Wir führten viele gute Gespräche, haben Neues gesehen und gelernt und freuen uns auf das nächste Wiedersehen.
PS: Erinnern Sie sich noch?
2018 hatten wir im Rahmen der Ernährungstrainings Mangobaumsetzlinge an unsere Teilnehmerinnen verteilt. Knapp vier Jahre später sind daraus kräftige blühende Obstbäume geworden. In wenigen Wochen kann die erste Ernte beginnen.